Einführung in die Lackgewinnung
Lack – bei diesem Material denken viele vermutlich zuerst an den nächsten Baumarkt. Lack wie der, den man zur Herstellung der Objekte des Museums für Lackkunst verwendet hat, wird in China jedoch schon seit mehreren tausend Jahren verarbeitet. Er ist die Grundlage für Artefakte von faszinierender Schönheit, die von bemerkenswertem kunsthandwerklichen Können zeugen. Zugleich ist er die Inspirationsquelle unserer modernen Industrieprodukte.
Gewonnen wird dieser Lack aus dem Lackbaum, einem unscheinbaren, der Esche verwandten Laubbaum, der in Asien beheimatet ist. Das Baumharz wird durch das Einkerben der Rinde mit scharfkantigen Werkzeugen, die bis heute nahezu unverändert aussehen, geerntet. Die hierfür verwendeten Messer besitzen U-förmige Schneiden, mit denen man entsprechend breite, nicht zu tiefe Rillen in die Baumrinde ritzt. Mit einem Metallspatel wird der hervorquellende, milchig-weiße Lacksaft in das Auffangbehältnis geschabt.
Nur etwa 200 g Rohlack erhält man so pro Baum, und überdies kann von jedem Baum nur in einem einzigen Jahr geerntet werden. Dann heißt es warten, bis der neue Spross, der aus der Wurzel eines gefällten Lackbaumes wächst, das richtige Erntealter erreicht hat. Das liegt bei zehn bis zwölf Jahren – eine sehr zeit- und kostenintensive Angelegenheit also.
Der milchig-weiße Lacksaft wird durch Filtrieren gesäubert, erhitzt und stundenlang gerührt, um ihm Wasser zu entziehen und alle Bestandteile gleichmäßig miteinander zu vermischen. Der so veredelte – oder „raffinierte“ – Lack haftet perfekt und lässt sich gut färben.
Traditionell wird er in den Farben Rot oder Schwarz gefärbt, was nicht zuletzt daran liegt, dass durch die Giftigkeit des Lacks in rohem Zustand nur wenige Pigmente darin bestehen können. Die natürliche Farbe des getrockneten Lacks ist ein dunkles Braun, das beim Aushärten durch die Reaktion mit dem Luftsauerstoff entsteht, dann allerdings keine Deckkraft hat, sondern bräunlich transparent wirkt und den Blick auf die darunter liegenden Materialien freigibt.
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