ABC der Lackkunst
A wie Aventurinlack
Dies ist ein aus dem 18. Jahrhundert stammender Begriff für die Imitation des japanischen Goldstreugrundes nashiji. Es handelt sich dabei um eine Technik, bei der kleine Metallpartikel – in der Regel Gold – in den noch feuchten Lack eingestreut und abschließend mit einem rötlich-gelben Klarlack überfangen werden. Die europäische Bezeichnung leitet sich von der Ähnlichkeit zum Aventurinstein – auch als „Sonnenstein“ bekannt – ab, einem rötlich-braunen Erz mit Goldschimmer.
Auch in der islamischen Lackkunst gibt es eine Technik, die den japanischen Goldstreugrund imitiert – sie wird moraqqasch genannt.
B wie Bantam-work
…ist die in England gebräuchliche Bezeichnung für die so genannten Koromandellacke. Der Name leitet sich von der javanesischen Hafenstadt Bantam ab, von wo die Niederländische Ostindien-Kompanie den Großteil der für den europäischen Markt bestimmten Lackwaren exportierte. Der Koromandellack basiert auf einer farbenprächtigen Technik, die in China als „geritzte Kreide“ (kehui) oder „eingeritztes Bunt“ (kuancai) bekannt ist und erstmalig in der Abhandlung Xiushi lu [Über das Lackieren] aus dem späten 16. Jahrhundert Erwähnung findet. Auf Holz, das als Trägermaterial diente, wurde ein mehrschichtiger Kreidegrund aufgetragen und anschließend mit Schwarzlack überfangen. Nach dessen Aushärtung wurden die meist szenischen oder floralen Darstellungen bis auf den Kreidegrund ausgeschnitten und mit farbigen Füllungen ausgemalt oder mit leimversetztem Goldpulver ausgekleidet. Durch den weißen Untergrund leuchteten die eingelegten Farben um ein vielfaches kräftiger.
C wie chinkin-bori
…bezeichnet eine japanische Lacktechnik, die ihren Ursprung in der chinesischen qiangjin-Technik hat. Die zugrunde liegende chinesische Ziertechnik ist seit der späten Song-Zeit (960–1279) bekannt und wurde in Japan vermutlich erst in der Muromachi-Zeit (1336–1573) eingeführt. Übersetzt bedeuten sowohl chinkin-bori als auch qiangjin „versunkenes Gold“. Bei diesem Verfahren wird der Dekor in die Lackoberfläche eingeritzt und anschließend mit Gold ausgerieben.
D wie Dagly
Die Daglys waren eine Familie von Lackkünstlern und -handwerkern, die in Belgien – im heutigen Spa – beheimatet waren. Im 17. und 18. Jahrhundert stellten einige Familienmitglieder, so auch die Brüder Gérard (1660–1715) und Jacques Dagly (1665–1728), ihr kunsthandwerkliches Können an europäischen Fürsten- und Königshöfen unter Beweis – darunter der Hof des preußische Königs in Berlin und die königliche Manufaktur Hôtel des Gobelins in Paris.
E wie Eierschalenlack
Aufgrund der Aggressivität und Giftigkeit des ostasiatischen Lacks konnten in früherer Zeit nur wenige natürliche Pigmente verwendet werden, um ihn einzufärben. Die Herstellung eines weißen Lacks war generell nicht möglich. Um dennoch die Farbe Weiß zum Gestalten von Dekoren und dem Grundieren ganzer Flächen
herzustellen, legte man kleine Stückchen oder zu Pulver zerriebene Schalen von Wachteleiern in den noch feuchten Lack ein. Traditionell fand und findet diese Lacktechnik besonders in Südostasien Anwendung.
F wie Freunde
Ein besonderes Motiv, das sich vielfach auf fernöstlichen Lackarbeiten findet, ist das der „drei Freunde der kalten Jahreszeit“: Bambus, Kiefer und die chinesische Winterpflaume. Sie bilden ein Ensemble frühblühender oder immergrüner Pflanzen, die selbst Schnee und Eis im Winter trotzen und gerade in dieser kalten Jahreszeit Zusammenhalt symbolisieren. Daher steht dieser Dekor als ein Sinnbild für Treue, Freundschaft und Beständigkeit.
G wie guri-Lack
Wörtlich übersetzt bedeutet das japanische Wort guri „Bogen“ beziehungsweise „Kreis“ und bezieht sich auf spezielle geschnitzte Lacke mit abstrakt-geometrischem Dekor. Das Trägermaterial Holz wird zur Herstellung dieses Dekors zunächst mit einer Folge von Lackschichten in rhythmischem Farbwechsel versehen. Das wechselnde Farbenspiel der übereinander aufgetragenen Lackschichten wird zumeist von Rot, Schwarz und Ocker beherrscht. Die eigentliche Faszination und Kunst liegt in dem anschließend gesetzten V-förmigen Schnitt, mit dem der Künstler das Dekormotiv in den vielschichtigen Lack schneidet und dadurch die Polychromie des Lackaufbaus zur Geltung bringt. Die Technik stammt ursprünglich aus China, wo Beispiele bereits aus dem sechsten Jahrhundert belegt sind.
H wie Herberts, Prof. Dr. Kurt
Ein bedeutender Bestand der Lackobjekte unseres Museum geht auf den Erwerb der Sammlung von Prof. Dr. Kurt Herberts zurück, einem Lackfabrikanten aus Wuppertal. Sie war aus dem Wunsch heraus entstanden, die vielfältigen künstlerischen Anwendungsmöglichkeiten von Farbe und Lack zu dokumentieren. Die über mehrere Jahrzehnte zusammengetragenen Kunstgegenstände verblieben nach dem Verkauf der Lackfabrik Dr. Kurt Herberts & Co. an die Hoechst AG im Jahre 1976 im Privatbesitz des Unternehmers. Als sich ihm im Jahre 1982 die Möglichkeit bot, seine Kollektion in ihrer Gesamtheit der BASF-Tochter Farben+Fasern AG, heute BASF Coatings GmbH, anzubieten und sie mit dem Sammlungsbestand der ehemaligen Herbig-Haarhaus AG in Köln zusammenzuführen, trennte sich Herberts von seinen Lackkunstobjekten.
I wie Inro
Inro ist das japanische Wort für kleine Transportbehälter, die aus mehreren Fächern bestehen und mit einem Deckel versehen sind – vergleichbar einem Stapelkästchen. Inros waren „Männersache“, da die Kimonos der Männer im Gegensatz zu denen der Frauen keinerlei Taschen hatten. Also führte „Mann“ das Wichtigste auf diese Weise mit: das eigene Siegel, Siegelwachs und, falls notwendig, auch Medikamente. Die Siegel waren tatsächlich so klein, dass sie in ein Inro-Fach hineinpassten – dafür waren sie umso wichtiger. Diese beglaubigten Namensstempel besaßen und besitzen bis heute in Japan und anderen ostasiatischen Ländern die Bedeutung einer eigenhändigen Unterschrift.
Inros waren nicht nur praktisch, sondern bald auch ein Statussymbol, das gut sichtbar am Kimonogürtel getragen wurde. Dabei dienten so genannte „Netsukes“ – oftmals kleine, kunstvoll geschnitzte Figuren – als Gegengewicht.
J wie jolités de Spa
…die auch als bois de Spa bezeichneten Behältnisse und Kleinmöbel aus Buchenholz sind mit fünf bis sechs Farbschichten überfangen, auf die ein flaches Relief oder eine Tuschezeichnung aufgetragen wird. Dieses wurde anschließend mit Muschelgold und Gouachefarben akzentuiert und abschließend mit Klarlack überfangen. Der im heutigen Belgien gelegene Ort Spa ist seit dem 16. Jahrhundert einerseits als mondäner Badeort, anderseits als Ort der Herstellung dekorativer kunsthandwerklicher Objekte bei der Aristokratie bekannt. Seit dem späten 17. Jahrhundert gehörten lackierte Galanteriewaren zum Repertoire der ansässigen Künstler.
K wie Kodaiji-Lacke
Mit dem gesellschaftlichen Aufstieg der Kriegerklasse in der Momoyama-Zeit (1568–1598) entstand gleichzeitig ein neuer Stil von Lackarbeiten mit einem reichen, sehr fein und sehr flach gearbeiteten Goldstreudekor (maki-e): die Kodaiji-Lacke. Der Name für diese Art von Lackarbeiten leitet sich von dem gleichnamigen Tempel in Kyoto ab, den die Hofdame O-e nach dem Tod ihres Mannes Toyotomi Hideyoshi (1536–1598) errichten ließ. Der Dekor im Inneren des Mausoleums zeigt die charakteristischen Eigenschaften der Kodaiji-Lacke: lose verteilte, leuchtende maki-e-Dekore von zarten Herbstgräsern, Weinreben und in Aufsicht flächig ausgebreitete Blüten auf schwarzem Lackgrund. Dazwischen statisch unbewegte, dekorativ stilisierte Paulownia- und Chysanthemenwappen.
L wie Lackbaum
Der in Ostasien beheimatete Lackbaum wird in drei Unterarten gegliedert: der in China, Korea und Japan zu findende Rhus verniciflua sowie die beiden in Südostasien beheimateten Arten Rhus succedanea und Melanorrhoea usitata. Die Tradition der Gewinnung und Verarbeitung des Harzes dieser Bäume, das sofort nach der Ernte als Lack verwendbar ist, reicht bis in das frühe Neolithikum (ca. 8000–2000 v. Chr.) zurück. Sowohl seine konservierende und Schutz verleihende wie auch seine ästhetischen Eigenschaften führten bereits sehr früh zu einer Entwicklung der Lackkunst in China, später auch in Korea, Japan und Südostasien. Ein in Europa selten zu findendes Exemplar des in China als qishu und in Japan als urushi no ki bekannten Baumes sehen Sie im Außenbereich unseres Museums auf dem Parkplatz.
M wie maki-e
Maki-e ist die japanische Bezeichnung für „gestreutes Bild“. Mit Maki-e wird eine Technik bezeichnet, bei der der Dekor mit Metallpulver unterschiedlicher Farbe und Körnung in den noch feuchten Lackgrund eingestreut wird. Durch das unterschiedlich dichte Einstreuen der Partikel – die überwiegend aus Gold bestehen, das teilweise zur farblichen Akzentuierung u. a. mit Silber oder Kupfer versetzt wird – und die Kombination mit anderen Streutechniken entstehen ganze Landschaften, die dem Betrachter den Eindruck von Dreidimensionalität vermitteln. Seit der frühen Heian-Zeit (794 – 1185) wird diese für japanische Lackarbeiten berühmte Technik eingesetzt. Über die Jahrhunderte wurde sie immer stärker verfeinert und differenziert, so dass sich im Laufe der Zeit ein breit gefächertes Spektrum unterschiedlichster Streutechniken ausbildete, die bis heute Anwendung finden.
N wie Negoro-Lacke
Dieser Begriff beschreibt Objekte, die zunächst mit Schwarzlack und anschließend mit mehreren Schichten Rotlack einfarbig lackiert und nicht weiter verziert wurden. Bei echten Negoro-Lacken nutzen sich die oberen Rotlackschichten während des Gebrauchs an den besonders beanspruchten Stellen nach und nach ab. In der Folge kommt der darunter liegende Schwarzlack in Form unregelmäßiger Gebrauchsspuren zum Vorschein. Diese „Abnutzungserscheinungen“ sind das, was die Negoro-Lacke charakterisiert und ihren Reiz ausmacht – verleihen sie doch dem jeweiligen Gegenstand seine eigene Patina.
Durch gezieltes Abschleifen kann der Effekt auch künstlich erzeugt werden. So entstandene Kunstwerke werden auch als „künstliche Negoro-Lacke“ bezeichnet. Der Name der Technik leitet sich von einem Tempel der buddhistischen Shigon-Sekte, dem Negoro-dera auf dem Berg Katsuragi bei Iwade in Japan ab. Die Mönche stellten dort Lackgefäße für den eigenen Bedarf in der zuvor beschriebenen Technik her.
O wie okibirame
Das „aufgelegte flache Auge“, wie der japanische Begriff übersetzt lautet, bezeichnet eine Streutechnik bei der einzelne, kleine rechteckige Metallfolienstückchen aus Gold oder Silber zur weiteren Akzentuierung auf den Lackdekor aufgelegt werden.
P wie Palech
… ist der Name einer russischen Kleinstadt ca. 300 km östlich von Moskau im Regierungsbezirk Wladimir-Susdal.
Ausgelöst von der Oktoberrevolution und dem staatlich verordneten Atheismus, war der religiösen Kunst in Russland seit 1917 schlagartig der Boden entzogen. In Palech, einem alten Zentrum der Ikonenmalerei, suchten die betroffenen Maler in der Hinwendung zur Lackminiatur ein Auskommen und eine neue künstlerische Ausrichtung. Nach tastenden Anfängen unter dem Einfluss des Art déco gelang die Transformation religiöser Motive und eines tradierten Stilvokabulars in die junge sowjetische Kunst. Im Zentrum dieses Geschehens stand der Maler Iwan Golikow, der gemeinsam mit sechs weiteren ehemaligen Ikonenkünstlern 1924 die Palecher „Genossenschaft für alte Malerei“ ins Leben rief. Bis heute hat sich diese Tradition erhalten – auch Ikonenbilder werden heute in dem kleinen Dorf wieder hergestellt.
Q wie Qalamdān
Mit diesem persischen Begriff wird ein Federkasten bezeichnet, der im islamischen Kulturraum zur Aufbewahrung von Schreibfedern und anderen Utensilien wie Tusche verwendet wurde. Diese Art von Behältnis für die Aufbewahrung von Schreibzeug, das im späten 16. Jahrhundert entstand, trug man zumeist in einer Schutzhülle aus Samt oder besticktem Stoff bei sich.
R wie „Rose und Nachtigall“
Dieses Motiv ist eines der beliebtesten auf islamischen Lackarbeiten wie Bucheinbänden und Spiegeletuis – auf persisch heißt es gul-u-bulbul. Die kurze tragische Liebesgeschichte nimmt in sublimer Weise auf die orientalisch beeinflusste Dichtung Bezug: die in die Rose verliebte Nachtigall sieht die Blume des Abends dahinwelken und bietet ihr an, einen Dorn in ihr Herz zu stechen, um sich zu stärken. So geschieht es, und während die Nachtigall die ganze Nacht hindurch für die von ihr verehrte Rose singt, schöpft diese Kraft und ist am nächsten Morgen wieder zu schönster Blüte erstrahlt. Die Nachtigall hingegen liegt tot am Boden. Bis ins 11. Jahrhundert lässt sich die Nutzung von Lack als einfachem Schutzüberzug auf Malereien belegen. Als eigenständige Kunstform ist sie ab dem 15. Jahrhundert nachgewiesen, erlebte ihren Höhepunkt aber erst ab dem 17. Jahrhundert.
S wie Schnell, Martin (1675–1740)
Der Hoflackierer von August dem Starken kam im selben Jahr nach Dresden, in dem die Meissner Porzellanmanufaktur gegründet wurde: 1710. Nachdem er bereits in Berlin als Lackierer in der Werkstatt der Brüder Dagly tätig gewesen war, wurde er vom sächsischen Kurfürsten in die Stadt an der Elbe eingeladen, wo er bis 1715 eng mit der Manufaktur Meissen zusammenarbeitete. Er hatte sich darauf spezialisiert, das früheste Meissner Porzellan, das Böttgersteinzeug, mit Gold- und Lackmalerei zu verzieren. Später war er an der Ausgestaltung des Interieurs des Grünen Gewölbes, des Holländischen Palais sowie des Schloss Wilanow in Warschau beteiligt, wo seine meisterlich gearbeiteten Kabinette mit chinoisen Dekoren zur Anwendung kamen und für Aufsehen sorgten.
T tihei und tihong
Die chinesischen Begriffe tihei und tihong bedeuten „geschnittenes Schwarz“ und „geschnittenes Rot“ und bezeichnen die bedeutendste Technik der facettenreichen chinesischen Lackkunst, den geschnitzten oder geschnittenen Lack. Dieses Verfahren erlebte im 14. und frühen 15. Jahrhundert der Ming-Dynastie (1368-1644) eine erste große Blüte. Bei der zeit- und kostenintensiven Technik des Schnitzlacks wird der in einem langwierigen Prozess aufgebaute Lack mit einem gegenständlichen oder abstrakt-geometrischen Dekor beschnitzt, wobei die Fertigstellung des Lackaufbaus allein oft mehrere Monate in Anspruch nimmt: Auf das mit Gewebe kaschierte Trägermaterial werden mehrere unterschiedlich feine Grundierungsschichten aufgetragen, die nach dem Trocknen jeweils glattgeschliffen und poliert werden. Erst nach Fertigstellung dieser Grundierung kann mit dem eigentlichen Aufbau der Feinlackschichten begonnen werden. Die hauchdünnen Lagen werden dabei nacheinander aufgetragen, wobei jede einzelne Schicht mehrere Tage trocknen muss, bevor die nächste aufgebracht werden kann. Der Lackaufbau der Mehrzahl der geschnitzten Lacke weist eine durchschnittliche Gesamtdicke von drei bis vier Millimetern auf, was einem Auftrag von hundert und mehr Einzelschichten entspricht.
U wie Unsterbliche, die acht Unsterblichen
Die Acht Unsterblichen (baxian) des Daoismus gelten als Weise oder Heilige, die durch das Land ziehen und die daoistische Lehre verbreiten. Als Gruppe sind die Acht Unsterblichen in China seit der Yuan-Dynastie (1279–1368) bekannt, als Einzelfiguren spielten sie teils schon lange zuvor eine bedeutende Rolle in der chinesischen Mythologie. Die Gruppe der Acht repräsentiert alle Stände und Altersklassen, vom Angehörigen des Kaiserhauses bis hin zum Bettler, wobei ein jeder an seinem typischen Attribut, wie etwa der Flöte, der Kalebasse oder dem Fächer zu erkennen ist.
V wie Vernis Martin
… ist die Bezeichnung für französische Lackarbeiten des 18. Jarhunderts, die ein hohes Maß an handwerklichem Können und Perfektion aufweisen. Dieser Begriff geht zurück auf die Lackhandwerker der Familie Martin, denen die französische Lackkunst die Loslösung vom ostasiatischen Vorbild und die Hinwendung zu den Motiven der zeitgenössischen Hofmalerei verdankt. Sie entwickelten einen sehr hellen, besonders durchsichtigen Lack auf der Basis von Sansibarkopal – den Vernis Martin. Dieser Lack diente den Martins als abschließende Schicht auf ihren Miniaturkunstwerken, die die darunterliegende Ölmalerei nicht nur schützen, sondern auch zum Glänzen bringen sollte.
W wie Wolfers, Marcel
Der Belgier Marcel Wolfers (1886–1976) war einer der herausragenden Künstler des Art déco, der sich vorwiegend als Metallbildhauer ein Renommé erwarb. Seit Mitte der 20er Jahre bis in die 50er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts befasste er sich intensiv mit der Anfertigung von Lackobjekten unter Verwendung des aus Asien stammenden Rhus-Lacks. Wie er hatten auch andere europäische Künstler dieser Epoche das Faszinosum „Japanlack“ für sich entdeckt, darunter die Britin Eileen Gray (1878–1976) und der Franzose Jean Dunand (1877–1942).
X wie Xiushilu
Das chinesische Werk Xiushi lu [Über das Lackieren] ist eine Abhandlung aus der späten Ming-Dynastie, die das Lackhandwerk und verschiedene Lackziertechniken thematisiert. Das Traktat ist der einzige bekannte chinesische Text, der monothematisch dem Lack und seinen Techniken gewidmet ist. Das Xiushi lu wurde im Jahre 1625 von Yang Ming aus Xitang um ein Vorwort ergänzt, aus dem hervorgeht, dass der Originaltext dem Lackmeister Huang Pingsha beziehungsweise Huang Cheng zuzuschreiben ist.
Y wie Yang Mao
Ein berühmter chinesischer Lackmeister, der im ausgehenden 14. Jahrhundert in Xitang in der chinesischen Provinz Zhejiang eine Werkstatt unterhielt. Seine Lackarbeiten gelangten während der Mongolenkriege mit flüchtenden chinesischen Mönchen nach Japan, wo sie die Bewunderung der herrschenden Klasse erregten. Seine Werke wurden wie die seines Zeitgenossen Zhang Cheng in Japan gesammelt und zu Kultgeräten in der Teezeremonie erhoben. Chinesische und japanische Lackkünstler ahmten nicht nur ihre Machart und ihre handwerkliche Perfektion nach, sondern signierten nicht selten mit dem Namen ihres Vorbilds.
Z wie Zeshin
Shibata Zeshin (1807–1891), war ein japanischer Maler und Lackkünstler, der in Edo, dem heutigen Tokyo, geboren wurde. Er war hervorragend in den traditionellen Techniken der Lackkunst ausgebildet, beschritt aber auch neue, innovative Wege der Kunst. Er war es, der die Imitation von rostigem Eisen und patinierter Bronze in Kombination mit Lack zur Vollendung brachte, vergessene Techniken wieder belebte und sie in selbstständiger Weiterentwicklung vervollkommnete. Das hier gezeigte Inro zeigt die außerordentliche Begabung dieses bedeutenden japanischen Lackkünstlers des 19. Jahrhunderts. Es ist auf einen grau-schwarzen Ton-in-Ton gehaltenen Lack reduziert, der sich ausschließlich durch reliefartige Strukturen, wie die eingekämmte Wellenstruktur (seigai), und souverän aufgesetzte Golderhöhungen zu einer bildlichen Darstellung verdichtet. Dargestellt sind Regenpfeifer über Wellen.
